Vom mechanistischen
zum organischen Denken
Wissenschaft und Kunst
  bio-logos.de Werner Merker  

 


Organisches Denken in der christlichen Theologie

Wladimir Sergejewitsch Solowjow (1853-1900), russischer Religionsphilosoph, 1878:

„Das mechanistische Denken ist jenes Denken, das die verschiedenen Begriffe in ihrer abstrakten Getrenntheit nimmt, das die Dinge folglich unter irgendeiner einseitigen Teildefinition betrachtet und sie dann rein äußerlich einander gegenüberstellt oder sie in einem ebenso einseitigen, aber allgemeineren Verhältnis miteinander vergleicht. Im Gegensatz dazu betrachtet das organische Denken den Gegenstand in seiner allseitigen Ganzheit und folglich in seinem inneren Zusammenhang mit allen anderen, wodurch es möglich wird, aus jedem Begriff heraus alle anderen abzuleiten oder einen einzigen Begriff zur Fülle der alles umfassenden Wahrheit zu entfalten. Deshalb kann man das organische Denken als Entwicklungs- oder Evolutionsdenken bezeichnen, während das mechanistische (verstandesmäßige) Denken nur vergleicht und kombiniert."
( Wladimir Solowjow, Deutsche Gesamtausgabe, 1. Band, Freiburg 1978, S. 648 ff)

 

 

Pater Josef Kentenich (1885-1968), Gründer der internationalen Schönstatt-Bewegung, Mai 1949:

"Es handelt sich darum, die Wurzel, den letzten Keim der Krankheit bloßzulegen und zu heilen, an der die abendländische Seele leidet: das mechanistische Denken.“ (Vortrag 31.5.1949)

„Zwei Geistigkeiten prallen aufeinander - die organische und die mechanische -, die keinen Weg zueinander finden." (Epistola perlonga (EP) 1949, S. 51-59)

„Das Erschrecken wächst, wenn die Erkenntnis aufdämmert, dass wir hier im Kleinen einen Ausschnitt des urgewaltigen geistigen Ringens der Gegenwart vor uns haben, dass die beiden geistigen Arten, die sich begegnen gegenwärtig im Weltganzen auf Leben und Tod miteinander kämpfen.“ (EP 1949, S. 25-29)

"Deswegen die Grundfrage: organisches Denken, organisches Lieben, organisches Leben. Wenn wir das nicht festhalten, wenn nicht jemand einmal diese Gedanken ausgedehnt betrachtet, nach allen Richtungen klärt und auch populär weitergibt, verstehen wir eigentlich gar nicht einmal so sehr recht, was wir bisher eigentlich vom lieben Gott als Sendung empfangen haben." (Patres-Exerzitien 1966, 329)

„Wenn ich nun einmal zurückdenke, wie alles geworden ist - das alles ist auch ein überaus großes Geschenk, was der liebe Gott mir gegeben hat: die organische Denkweise im Gegensatz zur mechanischen Denkweise. " (Vortrag 31.5.1949)

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